Robert Hübner[ bearbeiten ]


Robert Hübner (* 6. November 1948 in Köln) ist ein deutscher Schachgroßmeister.

Der 1976 an der Universität Köln promovierte Papyrologe gilt als bester deutscher Schachspieler seit Emanuel Lasker.

Jugend

Hübner lernte als 5-Jähriger das Schachspielen von seinem Vater. 1957 wurde er Mitglied im Eisenbahnschachverein Turm Köln. Mit seinem Verein spielte er 1961 in Minden um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft und erzielte am 8.Brett 5 aus 7. 1963 wurde er in Bad Schwalbach Deutscher Jugendmeister. Ein Jahr später belegte er in Groningen in einem internationalen Jugendturnier mit Hans Ree den geteilten 1.Platz. Bei der Jugendweltmeisterschaft in Barcelona 1965 erreichte er Rang 5 bis 7. Bei der nächsten Jugendweltmeisterschaft 1967 in Jerusalem wurde er hinter Kaplan, Keene und Timman Vierter.

Betreut wurde Hübner von Paul Tröger.

Internationale Laufbahn

Danach belegte er bei der Deutschen Meisterschaft in Kiel 1967 zusammen mit Besser den geteilten ersten Platz. 1968 gewann er das internationale Turnier in Büsum. 1969 wurde er Internationaler Meister. Beim Zonenturnier in Athen qualifizierte er sich mit dem 2. bis 3. Platz für das Interzonenturnier.

Interzonenturnier Palma und 1. Anlauf zur Weltmeisterschaft

Seinen internationalen Durchbruch schaffte er bei diesem Interzonenturnier 1970 in Palma de Mallorca, bei dem er hinter dem späteren Weltmeister Robert James Fischer (die Partie zwischen den beiden endete remis) den geteilten 2. Platz erreichte und sich für die Kandidatenkämpfe qualifizierte. Gleichzeitig erfüllte er die Grossmeisternorm und wurde zum jüngsten deutschen Grossmeister.

Im Kandidatenturnier unterlag er allerdings in Sevilla dem Ex-Weltmeister Tigran Petrosjan bereits im Viertelfinale. In diesem Wettkampf war Hübner benachteiligt, weil im Turniersaal grosser Lärm herrschte. Petrosjan war schwerhörig und fühlte sich dadurch nicht gestört, aber Hübner konnte sich nicht konzentrieren und brach nach der 7.Partie den Wettkampf ab.

Weitere Turniere (1972 - 1979)

1972 spielte er mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Schacholympiade in Skopje. Hier erzielte er an Brett 1 das beste Ergebnis aller Spitzenbretter (+12,-0,=6) und schlug auch Petrosjan.

1973 konnte er sich beim Interzonenturnier in Leningrad als Fünfter nicht für das Kandidatenturnier qualifizieren. Ein Wettkampf mit Kortschnoi in Solingen ging mit 3,5:4,5 verloren. 1974 und 1975 wurde er mit Solingen Deutscher Mannschaftsmeister.

Das nächste Interzonenturnier - 1976 in Biel - wurde für Hübner zum Albtraum. Lange Zeit lag er in Führung, aber in der vorletzten Runde übersah er gegen Petrosjan ein Matt in 4 Zügen und verlor diese Partie und auch die Partie in der letzten Runde. Platz 5 bis 7 reichte nicht zur Qualifikation.

1979 belegte er beim Grossmeisterturnier in München den geteilten 1. bis 4. Platz.

Interzonenturnier Rio und 2. Anlauf zur Weltmeisterschaft

Danach nahm er einen zweiten Anlauf für die Weltmeisterschaft. Beim Interzonenturnier in Rio de Janeiro qualifizierte er sich mit Rang 1 bis 3 (neben Portisch und Petrosjan) für das Kandidatenturnier. Hier besiegte er 1980 in Bad Lauterberg zunächst den Ungarn Adorjan mit 5,5:4,5 (+2,-1,=7) und danach im Halbfinale in Abano Terme (Italien) Portisch mit 6,5:4,5 (+2,-0,=9). Nach diesem Sieg stand Hübner auf Platz 3 der Weltrangliste (hinter Karpov und Kortschnoi). Allerdings verlor er 1981 das Kandidatenfinale gegen Kortschnoi.

3. Anlauf zur Weltmeisterschaft

1983 erreichte Hübner zum dritten mal das Kandidatenturnier. Im Viertelfinale traf er in Velden am Wörther See auf den ehemaligen Weltmeistr Wassili Smyslow. Wegen einem grippalen Infekt Smyslows musste der Wettkampf zweimal um ein paar Tage verschoben werden. Danach stand es nach 10 Partien 5:5 unentschieden (+1,-1,=8). In der Verlängerung endeten alle 4 Partien remis. Deshalb musste das Los mittels einer Roulettekugel entscheiden. Hier hatte er Pech und schied aus.

4. Anlauf zur Weltmeisterschaft

1991 spielte Hübner noch einmal im Kandidatenturnier. Hier scheiterte er im Achtelfinale an Jan Timman.


Weitere Turniere (nach 1991)

1999 wurde der vielfache Nationalspieler nochmals Deutscher Meister.

Autor

Hübner gilt als einer der besten und gründlichsten Schachanalytiker. Seine Analysen erinnern an wissenschaftliche Arbeiten: Er zitiert mit exakten Quellenangaben, wo manch andere Autoren kommentarlos abschreiben und die Gedanken als eigene Ideen darstellen.

Sein 1996 erschienenes Buch Twenty-five annotated games (ISBN 3-924833-22-2) umfasst stattliche 416 Seiten. Er veröffentlichte zuvor, 1990, ein Buch mit dem Titel Fünfundfünzig feiste Fehler (ISBN 3-925355-65-0) mit Beispielen aus seiner eigenen Spielpraxis. Sein jüngstes Werk trägt den Titel Materialien zu Fischers Partien, Schachzentrale Rattmann Ludwigshafen 2004. (ISBN 3-88086-181-1) In diesem Buch setzte er sich mit Fischers (Schach-)epochemachendem Werk Meine 60 denkwürdigen Partien auseinander.

Seine regelmässigen Kolumnen im ChessBase Magazine sind oft in Form eines sokratischen Dialoges abgefasst.

Seine Elo-Zahl beträgt 2624 (Stand: April 2005).

Urheberrecht

In den 90er Jahren setzte Hübner sich mit dem Urheberrecht an Schachpartien auseinander. Er vertrat die Auffassung, dass jeder Spieler ein Recht an seiner Partie besitze, welche eine eigene geistige Schöpfung sei, und eine Partie daher nicht ohne das Einverständnis des Spielers veröffentlicht werden durfte. Mit dieser Ansicht stand er zwar nicht alleine, konnte sich aber nicht durchsetzen.

Familie und Privates

Hübner hat noch einen Bruder Wolfgang Hübner, der auch ein starker Schachspieler ist, aber lediglich auf nationaler Ebene in Erscheinung trat und bei weitem nicht an die Spielstärke von Robert heranreicht.

Robert Hübner beherrscht mehrere Fremdsprachen und betätigt sich auch als Übersetzer. 1993 veröffentlichte er im Selbstverlag eine deutsche Ausgabe von Satiren des finnischen Autors Väinö Nuorteva. Hübner gilt - im Gegensatz etwa zu Kasparow - als medienscheu.


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Artikel Nr 313 / letzte Änderung am 30.06.2005, 18:01Uhr

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